Tagelange Suche nach AF 447: Gab es am Anfang noch Überlebende?

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Datum: 08. Juni 2009
Uhrzeit: 09:32 Uhr
Ressorts: Tourismus
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Dietmar Lang
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Die Suche nach dem verunglückten Linienflug AF 447 der französischen Fluggesellschaft Air France wirft immer weitere Fragen auf. Auch wenn die Unfallursache weiterhin vollkommen unklar ist, fragen sich mittlerweile jedoch immer mehr Experten, warum erst gut 100 Stunden nach dem Verschwinden des Airbus A 330-200 erste Leichen und Wrackteile geborgen wurden. Denn eines steht fest: die brasilianische Marine verlor wertvolle Zeit mit der Suche an völlig falschen Stellen.

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Immer mehr im Wasser treibende Leichen, manche sogar sogar noch angeschnallt auf ihrem Sitz: den Suchmannschaften boten sich im Verlauf der letzten Tage grausige Bilder. Nachdem am Samstagmorgen durch ein Aufklärungsflugzeug endlich erste Trümmer geortet wurde, dauerte es keine Stunden, bis die ersten Leichen durch die brasilianische Marine geborgen wurden. Wie und vor allem wann die Opfer der Flugzeugkatastrophe ums Leben kamen, ist unklar. Gab es nach dem Absturz noch Überlebende, die erst in den darauffolgenden Tagen treibend im Atlantik verstarben?

Die Fundstellen liegen nur wenige Kilometer nördlich der Position des letzten Funksignals der Maschine entfernt – in Flugrichtung Europa (siehe Grafik). Starke Meeresströmungen scheint es an der Absturzstelle rund 1.100 Kilometer vom brasilianischen Festland nicht zu geben. Und nach fünf Tagen wurde man dort auch endlich fündig. Aber warum suchte die Marine im Wochenverlauf zunächst hunderte Kilometer südlich davon? Dort traf sie lediglich auf „Meeresmüll“ wie eine verlorene Holzpalette oder ausgelaufenes Öl eines Tankers. Den Medien und Angehörigen wurden die Entdeckungen zunächst als mögliche „Fundstücke“ präsentiert. Kämpften derweil auf hoher See noch Menschen verzweifelt um ihr Leben?

Nun läuft die Bergung auf Hochtouren, Hoffnung auf Überlebende gibt es keine mehr. Ein Spezialschiff zur Ortung der Flugschreiber wird in den kommenden Tagen an der Unglücksstelle erwartet, ein Tauchroboter soll die zur Aufklärung wichtige Black-Box bergen. Hunderte Überreste des gigantischen Fliegers sollen sich urplötzlich in der Region befinden, das Trümmerfeld ist vermutlich doch kleiner als bislang erwartet. Dies könnte bedeuten, dass die Maschine erst auf der Wasseroberfläche zerschellte und nicht bereits in der Luft auseinanderbrach. Auch deutet immer weniger auf eine Explosion hin. Und all dies erhöht die Chance, dass es nach dem Absturz zunächst noch Überlebende gab.

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Die brasilianische Marine wird auf jeden Fall irgendwann erklären müssen, warum soviel Zeit mit der Suche am falschen Ort verschwendet wurde. Warum die Suchflugzeuge an Orten kreisten, welche die Maschine nur bei einer Umkehr hätte erreichen können. Flug AF 447 mit seinen 228 Menschen an Bord wurde vom Atlantik verschluckt, doch einiges gab der dort über 3.000 Meter tiefe Ozean schon bald wieder preis. Aber mit Sicherheit nicht erst nach über 100 Stunden.

Betrachtet man sich die Daten, die seitens der brasilianischen Luftwaffe mittlerweile veröffentlicht wurden, so wird eines deutlich: bereits am Pfingstmontag und damit nur Stunden nach dem Unglück wurde das Gebiet um den möglichen Absturzort überflogen, die Trümmer anscheinend jedoch äusserst knapp verpasst. In den darauffolgenden Tagen wurde die Suche jedoch südlich der letzten Positionsmeldung intensiviert, nachdem dort fälschlicherweise Überreste gesichtet wurden. Und erst am Samtag, den 06.06. überflog das Radarflugzeug R-99 abermals die Region nördlich der letzten Positionsmeldung und registrierte nun erste Trümmer. Wurde hier versäumt, bereits zu Beginn der Suche den Radius um die letzte Position des Airbus stetig zu erweitern?

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Der Flug Air France AF 447 mit 216 Passagieren und 12 Besatzungsmitgliedern an Bord verschwand am frühen Morgen des 01. Juni um 04:14 Uhr MESZ urplötzlich vor der brasilianischen Küste von den Radarschirmen. Die Maschine war auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris und hatte zuvor insgesamt 24 Störungsmeldungen abgesetzt, darunter der Ausfall wichtiger Steuerungssysteme und Messgeräte. Es ist eine der schlimmsten Flugkatastrophen der letzten Jahrzehnte.

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