Wein ist nicht unbedingt das erste, was man mit südamerikanischer Lebensart assoziiert – meist schießen einem dabei vielmehr Begriffe wie Fußball, Samba und Caipirinha durch den Kopf. Nichtsdestotrotz erfreuen sich brasilianische Weine immer größerer Beliebtheit, und mit der Nachfrage steigt auch die Qualität der Erzeugnisse.
Das Rote Gold
Die ersten Rebstöcke kamen zwar bereits im 16. Jahrhundert mit portugiesischen Einwanderern ins Land, wirklich nennenswert vorangetrieben wurden die Bemühungen um den Weinanbau aber erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts von italienischen Einwanderern. Allerdings war für lange Zeit sowohl die Qualität als auch die Quantität des in Brasilien hergestellten Weins sehr überschaubar.
Doch so wie im Westen Brasiliens ein neuer Goldrausch ausgebrochen ist, herrscht seit einigen Jahren auch unter den Winzern Goldgräberstimmung: Denn der Export von Wein verzeichnet jährlich traumhafte Zuwachsraten: 2014 wurde etwa fünfmal so viel Wein ausgeführt wie 2010. Ein wahres Wein-Wirtschaftswunder.
Ein Grund dafür ist, dass viele brasilianische Winzer seit einigen Jahrzehnten verstärkt auf Qualität setzen. Sie konnten ihr Wissen ausbauen und ihre Anbautechnik verfeinern, nachdem europäische Konzerne in den 1970er-Jahren mit modernem Anbau-Know-how ins Land kamen und 1990 der Import ausländischer Weine erleichtert wurde. Erfolgsgeschichten wie die des Winzers João Valduga, der mit seiner Familie bereits in dritter Generation Wein anbaut und dessen Weine längst über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind, lassen kaum Zweifel zu: Es gibt einen Markt für brasilianische Weine.
Rebsorten: International und lokal
Von den über 3 Millionen Litern Wein, die jährlich in Brasilien produziert werden, stammt ein Großteil aus dem landesweit größten Anbaugebiet „Vale dos Vinhedos“, was so viel bedeutet wie „Tal der Weingüter“. Auf ca. 20.000 Hektar wachsen dort hauptsächlich Rotweintrauben. Darunter sind bekannte Sorten wie Pinot Noir oder Merlot, aber auch exotischere Rebsorten, die auf Namen wie „Touriga Nacional“, „Terolgedo“ oder „Egiodola“ hören.
Auf den restlichen 20 Prozent der Anbaufläche sind Weißweinreben wie der Gewürztraminer, eine der ältesten Weinsorten der Welt, zuhause. Zudem wachsen dort Sorten wie der allseits beliebte Chardonnay, und der brasilianische Muskateller genießt unter Weinexperten sogar einen ausgezeichneten Ruf.
Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass Brasilien einen neuen Exportschlager gefunden hat – ein europäisches Erbe mit landestypischer Note.