Die brasilianische Nationalmannschaft hat sich bei ihrem ersten Gruppenspiel gegen Nordkorea mit viele Mühe einen 2:1 (0:0) Sieg erkämpft. Die Seleção wirkte gegen den vermeintlich leichten Gegner über weite Strecken planlos und ohne grosse Motivation. Die Asiaten konnten vor allem in der ersten Halbzeit durch ein sehr diszipliniertes Spiel überzeugen, welches dem Rekordweltmeister keinen Raum zum Entfalten liess. Am Ende versuchten sich Robinho mit erfolglosen Distanzschüssen, die jedoch entweder vom nordkoreanischen Abwehrbollwerk aufgehalten wurden oder weit am Tor vorbeiflogen.
Trainer Carlos Dunga wird seiner Bestformation in der Pause kräftig eingeheizt haben, so unzufrieden war er mit den ersten 45 Minuten. Der Seleção gelang fast nichts, immer wieder störte Nordkorea das Aufbauspiel. Die in der FIFA-Weltrangliste auf Rang 105 geführten Asiaten sind erstmalig seit 44 Jahren wieder bei einer WM-Runde mit dabei und schotteten sich bei ihrem Vorbereitungstraining extrem ab. Daher war wenig über die Spielweise der Underdogs bekannt, 20 der 23 Spieler sind zudem bei Vereinen im eigenen Land unter Vertrag.
Mit Beginn der zweiten Halbzeit im mit rund 55.000 Zuschauern fast ausverkauften Ellis Park Stadion in Johannesburg kamen die fünffachen Titelgewinner jedoch besser in Fahrt und konnten das Schachbrettspiel der Nordkoreaner ein ums andere Mal überwinden. Grosse Torchancen ergaben sich jedoch nicht. Erst in der 55. Minute fasst sich Maicon ein Herz und stürmte blitzschnell vor. Der rechte Außenverteidiger Maicon erreichte im gegnerischen Elfmeterraum schon fast die Torauslinie, als er von dort gnadenlos aus extrem spitzen Winkel abzog. Torhüter Ri, der wohl mit einer Flanke gerechnet hatte, konnte nur noch zusehen, wie der WM-Ball Jabulani zwischen ihm und dem Pfosten vorbeisauste und zum 1:0 am anderen Ende des Tores ins linke Seitennetz knallte.
Nun schien das Eis gebrochen, Brasilien wurde die spielbestimmende Mannschaft. Verdienter Lohn war das 2:0 von Elano in der 71. Minute, als er nach einem schönen Pass von Robinho aus vollem Lauf den Ball am erneut überraschten nordkoreanischen Kepper ins lange Eck vorbei zirkelte. Während die Seleção bei den eisigen Temperaturen um den Gefrierpunkt nun auf Sparflamme schaltete, kämpften die Asiaten stetig weiter, auch wenn sich mittlerweile konditionelle Schwächen auftaten. Doch der eiserne Wille, bis zum Schlusspfiff „zur Ehre des Volkes“ zu kämpfen, sollte sich auszahlen. In der 88. Minute überraschte Yi Yun-Nam Kapitän Lúcio auf dem falschen Fuss und verkürzte auf den 2:1 Endstand. Der brasilianische Torhüter Julio César, der das ganze Spiel über kaum beschäftigt wurde, hatte bei dem Schuss aus kurzer Distanz keine Chance.
Brasilien erzielte 3 wichtig Punkte auf dem Weg ins Achtelfinale, kann mit der eigenen Leistung jedoch kaum zufrieden sein. Besonders Mittelfeldstratege Kaká enttäuschte auf der ganzen Linie, neben vielen Fehlpässen zeigte er kaum Übersicht und konnte keinerlei Akzente setzen. Auch Stürmer Luis Fabiano wurde seiner Rolle keineswegs gerecht. Ebenfalls kritisch sollten die Abwehrbemühungen der Seleção reflektiert werden. Hier tat sich gerade beim Gegentreffer riesige Lücken auf. Trainer Carlos Dunga hat also alle Hände voll zu tun, die Mannschaft auf die kommende Begegnung am 20. Juni gegen die Elfenbeinküste vorzubreiten.
Fotos: CBF / ABr