Rio+20: Die Neuentdeckung des Lunchpakets

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Datum: 16. Juni 2012
Uhrzeit: 13:13 Uhr
Ressorts: Rio+20 Blog
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Dietmar Lang
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Die Hoteliers von Rio de Janeiro müssen derzeit vermutlich ein mächtiges Frühstücksbuffet auffahren. Viele ihrer Gäste sind Delegierte bei der UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung und haben in den ersten Tagen lernen müssen, dass das Frühstück tatsächlich die wichtigste Mahlzeit des Tages ist.

Ob es es nun tatsächlich schmeckt oder nicht: es wird richtig zugelangt und am besten noch ein Lunchpaket geschnürt. Auch uns Journalisten geht es so, will man während des langen Tages nicht vom Fleisch fallen oder pleite gehen. Denn obwohl man im Kongresszentrum Riocentro im Gastronomiepavillon notfalls sogar fürstlich speisen kann, bringt man sich sein Zeug lieber mit. Denn selbst einen einen Snack muss man dort entlohnen, als stamme man von einem reichen Adelsgeschlecht ab.

Inzwischen haben auch brasilianische Medien das Thema Preispolitik für Essen und Trinken aufgegriffen und festgestellt, dass viele Delegierte oder Mitglieder von NGOs lautstark Kritik üben, da es ganz einfach das Reisebudget sprengt. Für ein normales Mittagessen muss man umgerechnet mindestens 15 Euro hinlegen, selbst ein Hamburger ist doppelt so teuer als direkt von den schwer bewachten Eingangstoren. Dort wurden übrigens gerade heute drei direkt nebeneinander liegende Kilorestaurants geschlossen – angeblich aufgrund von Hygienemängeln. Die waren etwas billiger und daher in den vergangenen Tagen extrem gut besucht. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Aber ganz unabhängig davon betrachtet mag diese Hochpreispolitik im Riocentro für einen Europäer – Griechen einmal ausgenommen – vielleicht noch verkraftbar sein, viele Teilnehmer aus Entwicklungsländern müssten dafür aber aber ihr Rückflugticket verpfänden. Und daher lebt hier bei der UN-Nachhaltigkeitskonferenz Rio+20 die Tradition des Lunchpakets wieder auf.

Überall sieht man die Menschen Kekse oder belegte Brötchen aus den Taschen und Rucksäcken holen, zum Trinken nutzt man die überall aufgestellten Wassergallonen. Derweil ist der Gastronomiebereich ziemlich verwaist, nur das kostenlose Wifi-Netz lässt manchen dort mit seinem Tablet verweilen.

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