Brasiliens Frauen- und Menschenrechtsministerin Damares Alves will die Jugendlichen des Landes zur sexuellen Abstinenz bewegen. Ein entsprechender Aufruf dazu soll in der ersten Februarwoche gestartet werden. Verringern will Damares damit die hohe Zahl früher Schwangerschaften.
Damares verteidigt ihre Idee als Strategie zur Vermeidung von Teenagerschwangerschaften. Ohne Sex gibt es keine Schwangerschaften und auch keine sexuell übertragbaren Krankheiten, so die Logik der rechten Politikerin, die sich selbst als zutiefst religiös bezeichnet. Sie verweist zudem auf eine vor 15 Jahren in Chile veröffentlichten Studie. Laut dieser sollen mit einem Abstinenzaufruf an einer Mädchenschule Schwangerschaften vermieden worden sein.
Brasilianische Experten stellen den Sex-Verzicht als Verhütungsmethode hingegen in Frage. Mittlerweile wurde selbst aus dem Gesundheitsministerium Kritik laut. Eigentlich wäre dieses für eine Kampagne zur Vermeidung der Teenagerschwangerschaften zuständig. Laut Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta darf die Disussion nicht auf die Abstinenz reduziert werden. Einen Abstinenzaufruf stuft er als unwirksam ein. Stattdessen spricht er von einem komplexen Problem, dem eine umfassende Informationspolitik zugrunde liegen müsse.
Ausgerechnet das Gesundheitsministerium hat allerdings die Veröffentlichung und Verteilung von Broschüren und Propagandamaterial eingestellt, in denen es um die Pubertät, Verhütungsmethoden, die Vermeidung von frühzeitigen Schwangerschaften und die Übertragung von Krankheiten wie HIV oder Syphilis geht.
Die Zahl der Teenagerschwangerschaften ist in Brasilien indes hoch. Nach Unicef-Daten sind 59 von tausend Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren bereits Mütter oder schwanger. Der weltweite Durchschnitt liegt bei 42. In den OECD-Ländern sind es 20.