Brasilien ist der größte Exporteur von landwirtschaftlichen Produkten. Allein für das Anbaujahr 2014/2015 wird eine Rekordernte von 208,8 Tonnen erwartet. Was indes fehlt sind ausreichende Lagermöglichkeiten und eine entsprechende Infrastruktur für den Abtransport von Soja, Mais und anderen Kulturen. Beklagt wird ein Defizit von über 53 Millionen Tonnen für Körner und Ölsamen.
Lediglich 2,3 Millionen Tonnen Erntegut können in öffentlichen Stätten gelagert werden. Weitere 153 Millionen Tonnen werden in privaten Silos untergebracht. Während in den Bundesstaaten São Paulo, Rio de Janeiro und Espírito Santo noch aus der Hochperiode des Kaffeeanbaus mehr Speicherraum als notwendig zur Verfügung steht, fehlt dieser vor allem in den nordöstlichen Bundesstaaten wie Maranhão, Tocantins, Piauí und Bahia. Auch in Mato Grosso ist das Angebot nicht ausreichend, um alles Erntegut einzulagern.
Beinahe jährlich werden in Brasilien neue Ernterekorde verzeichnet. Auch für 2015 wird eine Zunahme von 7,9 Prozent erwartet. Noch ist das südamerikanische Land hinter den USA der zweitgrößte Produzent von landwirtschaftlichen Produkten. Die Verband der Landwirte Brasiliens spricht jedoch davon, dass Brasilien bis 2020 an der Spitze der Nahrungsmittelproduktion stehen könnte. Voraussetzung dafür wäre allerdings eine bessere Infrastruktur. Noch sorgen fehlende, schlecht ausgebaute und mit Schlaglöchern übersäte Straßen, nicht ausreichend ausgebaute Hafenanlagen und kaum benutzte Wasserwege für hohe Transportkosten und teilweise ebenso für enorme Umwege. Statt Soja, Mais und Zuckerrohr ebenso über die Häfen im Norden und Nordosten des Landes zu transportieren und exportieren, reist das Erntegut oft über 2.000 Kilometer bis zu den Häfen in Santos und Paranaguá im Südosten und Süden. Die durch eine entsprechende Infrastruktur mögliche Einsparung an Transportkosten wird von Spezialisten auf 60 bis 80 US$ pro Tonne geschätzt.
Einen ehrgeizigen Plan zur Verbesserung der Infrastruktur wurde von der Regierung vor zwei Monaten vorgelegt. Er umfasst Investitionen von 198,4 Reais (umgerechnet derzeit etwa 49 Milliarden Euro). Allerdings beziehen sich etliche der Ausgaben auf die nächsten 30 Jahre und lediglich 69,25 Milliarden Reais (etwa 17,3 Milliarden Euro) auf die nächsten drei Jahre.