Brasilien: Extreme Armut nimmt wieder deutlich zu

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Auch weiterhin leben mehr als 10 Mio. Menschen in Brasilien in extremer Armut (Foto: Dietmar Lang / IAP Photo)
Datum: 08. November 2014
Uhrzeit: 20:00 Uhr
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Zum ersten Mal seit zehn Jahren nimmt die extreme Armut in Brasilien wieder deutlich zu. Den Daten des Forschungsinstitutes Ipea zufolge ist die Zahl der Menschen, die unter dem Existenzminimum leben, zwischen 2012 und 2013 um 3,68 Prozent gestiegen. Leicht abgenommen hat hingegen der Prozentsatz der armen Bevölkerung.

Nach den neuesten Daten leben von den 202 Millionen Brasilianern 10,4 Millionen in extremer Armut, was etwa 5,5 Prozent der Bevölkerung entspricht. Im Jahr 2011 waren es 10,08 Millionen Menschen (5,29 Prozent). Die extreme Armut wird von der Weltgesundheitsorganisation WHO und der UN damit definiert, dass sich die Betroffenen keine ausreichende Menge oder nicht mehr als die notwendige Menge an Nahrungsmitteln leisten können, die zum Überleben notwendig sind. Im brasilianischen Programm „Brasilien ohne Hunger“ wird indes von einem maximalen Einkommen von monatlich umgerechnet 25 Euro pro Kopf ausgegangen. Aber auch nach dem brasilianischen Modell hat die extreme Armut zugenommen. Danach hat sie von 3,6 Prozent im Jahr 2012 auf vier Prozent im Jahr 2013 gestiegen.

Dennoch konnten bei der Bekämpfung der Armut auch Erfolge erreicht werden. So ist die Zahl der armen Bevölkerung von 30,3 Millionen auf 28,7 Millionen gesunken. Als arm werden die Menschen bezeichnet, die sich zwar ausreichend ernähren können, aber dennoch Not leiden. Sie stellen an der Gesamtbevölkerung Brasiliens einen Anteil von 15,09 Prozent, während es 2012 15,93 Prozent waren. Nach den brasilianischen Grundlagen sind es indes nur knapp neun Prozent. Dabei wird von einem monatlichen Einkommen von umgerechnet 50 Euro pro Familienmitglied ausgegangen.

Um die Daten hatte Ipea zunächst ein großes Geheimnis gemacht. Eigentlich sollten sich schon vor den Wahlen publiziert werden, aufgrund einer möglichen Beeinflussung des Wahlergebnisses hatte das Institut jedoch beschlossen, die Veröffentlichung zu verschieben. Die vollständige Studie liegt bislang allerdings immer noch nicht vor. Lediglich die nackten Zahlen wurden nun in die hauseigene Datenbank „Ipeadata“ eingepflegt.

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