Marina Silva will erste ’negride Präsidentin‘ Brasiliens werden

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Datum: 10. Juni 2010
Uhrzeit: 22:07 Uhr
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Autor: Dietmar Lang
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Die ehemalige brasilianische Umweltministerin Marina Silva will nach eigenen Angaben die erste ’negride Präsidentin‘ Brasiliens werden. Bei der offiziellen Nominierung als Präsidentschaftskandidatin am Donnerstag (10.) auf einer Parteiversammlung der ‚Grünen‘ – Partido Verde – erklärte die frischgebackene Kandidatin zudem, massiv in die Bildung investieren zu wollen und erinnerte in diesem Zusammenhang an ihr eigenes Schicksal. Silva stammt aus dem extrem armen Hinterland des Bundesstaates Acre im Nordwesten Brasiliens und war bis zum 17. Lebensjahr Analphabetin.

„Es gibt immer noch Fehler, die es zu korrigieren gilt. […] Ich erinnere mich, als ich mit 16 Jahren nach Rio Branco [Hauptstadt des Bundesstaates Acre] kam und mich 15 Minuten umsah um dann zu fragen, wo der Bus zur Station ‚Experimental‘ geht. Da war zwar ein Schild, aber wenn man Analphabet ist, ist Nichts und ein Schild dieselbe Sache“ berichtete die 52-jährige sichtlich emotional bewegt.

Sie sei heute nur aufgrund derjenigen an dieser Stelle, die ihr geholfen hätten und aufgrund der Bildung. Sie betonte, dass noch immer 18 Prozent der jungen Leute in Brasilien nicht lesen und schreiben könnten und fast 40 Prozent aller Kinder nicht die 8. Klassenstufe erreichen würden.

Silva lobte jedoch auch die Sozialpolitik der derzeitigen Regierung unter Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva, dessen Kabinett sie mehrere Jahre als Umweltministerin angehörte. „Wir haben 25 Millionen Menschen, welche die Armutsschwelle überschritten haben. Das darf man nicht leugnen: dies ist ein Werk der Gewerkschafter. Es ist nicht notwendig, den Kuchen erst aufgehen zu lassen und dann aufzuteilen. Lula hat gezeigt, wie man den Kuchen verteilt und ihn dann weiter wachsen lässt!“ so die resolute Politikerin weiter.

Kritik übte sie am Ende dann allerdings doch noch bei ihrem Lieblingsthema Naturschutz. Die Überarbeitung des brasilianischen Umweltschutzgesetzes, was derzeit im brasilianischen Kongress diskutiert werde, bedeute für den Staat am Ende den Verlust von 40 Millionen Hektar Land, welches illegal besetzt worden sei.

Silva war Mitstreiterin des von Großgrundbesitzern ermordeten Umweltaktivisten Chico Mendes. 2003 wurde sie Umweltministerin, trat jedoch 2008 überraschend zurück, nachdem es zu starken Differenzen mit Präsident Lula da Silva bei der Politik zur „nachhaltigen Entwicklung des amazonischen Regenwaldes“ gekommen war. 2009 wechselte sie von Lulas Arbeiterpartei zu den ‚Grünen‘. Die Präsidentschaftswahlen in Brasilien finden am 03. Oktober 2010 statt, zwischen dem 10. und 30. Juni müssen die Parteien gemäss dem Wahlgesetz ihre Kandidaten offiziell benennen.

Foto: Fabio Rodrigues Pozzebom/ABr

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