Brasilianische Regierung will Belo Monte notfalls ohne Privatwirtschaft realisieren

Datum: 24. April 2010
Uhrzeit: 12:16 Uhr
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Autor: Dietmar Lang
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Brasiliens Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva hat angekündigt, das geplante Megakraftwerk Belo Monte notfalls auch ohne Beteiligung der Privatwirtschaft zu realisieren. Das Wasserkraftwerk am Rio Xingú im Bundesstaat Pará ist eines der grössten Projekte des Regierungsprogramms zur Beschleunigung der Wirtschaft PAC und soll rund 11 Milliarden US-Dollar kosten. Nach juristischem Tauziehen fand am Dienstag in Brasilien die Versteigerung der Lizenz statt, das Konsortium „Norte Energia“ gewann die Ausschreibung mit den günstigsten Stromtarif.

Zu dem Konsortium gehört auch Quieroz Galvão, ein grosses brasilianisches Bauunternehmen. Der Konzern drohte an, sich eventuell zurückzuziehen, würde sein Einfluss im Konsortium nicht verstärkt werden. Das Unternehmen sieht mit seiner Beteiligung von lediglich 10,02 Prozent einen hohen Risikofaktor in Bezug auf die Einflussnahme bei der Konstruktion des Megaprojektes. Insgesamt acht Unternehmen sind in dem Konsortium zusammen geschlossen, angeführt wird „Norte Energia“ allerdings von der Companhia Hidro Elétrica do São Francisco (Chesf). Das Tochterunternehmen des staatlichen Energieversorgers Eletrónorte hält dabei 49,98 Prozent.

„Der Versteigerung konnte jeder beitreten, und sie auch danach wieder verlassen. Niemand wird die Tür verschlossen. Das gibt es nicht. Wir haben verschiedene Wege, und wer beitreten will, tritt bei, wer gehen will, geht. Das gibt es keinerlei Probleme. Die einzige Sache, die ich zu sagen habe ist folgende: wenn es der brasilianische Staat, wenn es ein öffentliches Unternehmen alleine machen muss, dann machen wir es“ erklärte Lula bereits kurz nach der Ankündigung von Quieroz Galvão.

Der Staatspräsident merkte zudem an, dass das Projekt nunmehr seit drei Jahrzehnten umstritten sei. Die Kritik an die vorangegangenen Regierungen hätten jedoch mit der nicht richtigen Planung des Projektes zu tun gehabt. Nun seien alle Diskussionen, Anhörungen und juristische Angelegenheiten allerdings „so demokratisch wie möglich“ durchgeführt worden. Sein Land wolle zudem in der kommenden Dekade die fünftgrösste Volkswirtschaft der Welt werden und dafür müsste auch die Energieversorgung des Landes garantiert sein.

„Dafür realisieren wir Santo Antônio, Jirau und Estreito und haben den Komplex Tapajós angekündigt, der eine Revolution in der Energieproduktion durch Wasserkraft in diesem Land darstellt. Es ist ein Vorzeigeprojekt“ erklärte Lula hinsichtlich der Planung weiterer Wasserkraftwerke in der Amazonasregion, die dem stetig wachsenden Energiehunger der aufstrebenden Wirtschaftsmacht Rechnung tragen sollen..

Bereits im September 2010 soll nun nach Regierungskreisen nun der Grundstein für das Megaprojekt Belo Monte in der Nähe von Altamira gelegt werden. Im Zuge der Aufstauung des Rio Xingú, einem Nebenfluss des Amazonas, müssen dafür in den kommenden Jahren mehrere Tausend Anwohner und Ureinwohner umgesiedelt werden. In der Ausschreibung sind daher Millionenbeträge für Ausgleichs- und Entschädigungszahlungen vorgesehen.

Foto: Antonio Cruz/ABr

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