In manchen Teilen Brasiliens habe noch heute die alten Traditionen eine grosse Bedeutung. So auch im Fall eines Mannes im Bundesstaat Rio Grande do Sul, der nunmehr zum dritten Mal verheiratet ist. Zweimal wurde er Witwer, zweimal heiratete er kurz darauf die jeweils jüngere Schwester seiner zuvor verstorbenen Frau.
62 Jahre ist der pensionierte Bauer Ari Inácio Hermes inzwischen alt, seine Frau Ilse Anges mittlerweile 55. Vor 4 Jahren sich die beiden – eigentlich Schwager und Schwägerin – das Jawort. Dort, in der ländlichen Region des südlichsten aller brasilianischen Bundesstaaten herrscht noch heute eine andere Kultur, überliefert aus der alten Welt von der Vielzahl an Einwanderern, die in den vergangenen Jahrhunderten das Land urbach machten und Wohlstand in die Region brachten.
In den Geschichtsbüchern wird es als Sororat bezeichnet, wenn ein Witwer die unverehelichte Schwester seiner verstorbenen Ehefrau heiratet. Damit wurde in vergangen Zeiten die Bindung zwischen zwei Familien aufrecht erhalten oder einfach auch nur dafür gesorgt, dass die Kinder von im Kindsbett verstorbenen Mütter von einem echten Familienmitglied und nicht von einer Stiefmutter aufgezogen wurden.
Hermes heiratete 1969 Ilária Agnes, die er zwei Jahre zuvor kennen und lieben gelernt hatte. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Doch bereits 1974 verstarb seine geliebte Frau an Tetanus. Sie war auf einen Nagel getreten und hatte sich infiziert. Als Witwer stand er nun mit zwei kleinen Kindern alleine da.
Ein Jahr später heiratete er dann die jüngere Schwester von Ilária, Mercilda Agnes. 29 Jahre hielt diese Verbindung, aus der jedoch keine weiteren Kinder hervorgingen. 2004 verstarb auch seine zweite Frau, sie war an Krebs erkrankt.
Kurz zuvor erlitt seine jetzige Ehefrau Ilse ebenfalls einen Schicksalsschlag, als ihr erster Ehemann im Jahr 2002 verstarb. Da Ilse natürlich durch die zwei Ehen von Hermes mit ihren Schwestern nie den Kontakt verloren hatte, und durch die Abwesenheit des jeweiligen Partners bei jedem eine gewisse Leere im Leben entstand, näherten sich die beiden darauf einander an.
2005 beschloss Hermes, seine zweite Schwägerin und die jüngste der drei Schwesten zu ehelichen. Gemeinsam leben sie seitdem auf einem kleinen Bauernhof abseits der Gemeinde. Sie bewirtschaften ein kleines Maisfeld und halten auf ihrem Gehöft ein paar Hühner und Schweine.