Nach Abtreibung bei 9-jähriger: Kirche exkommuniziert Mutter und Ärzte

Datum: 05. März 2009
Uhrzeit: 10:04 Uhr
Ressorts: Panorama
Leserecho: 3 Kommentare
Autor: Dietmar Lang
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Die Mutter des Mädchens wurde aufgrund der Abtreibung vom Erzbischof exkommuniziert (Foto: Divulgação/AE)

Der am Mittwoch durchgeführte Schwangerschaftsabbruch an einem neunjährigen Mädchen in Brasilien zeigt erste Folgen. Der zuständige Erzbischof hat den Eingriff als „Verbrechen“ und „Verstoss gegen die Gesetze Gottes“ bezeichnet und die Mutter, den Arzt und weitere in den Fall involvierte Personen exkommuniziert. Das Kind war nach jahrelangem sexuellen Missbrauch durch den Stiefvater im 4. Monat mit Zwillingen schwanger (mehr…). Laut den Medizinern bestanden bei einer Fortführung der Schwangerschaft aufgrund der noch nicht erfolgten köperlichen Entwicklung des Mädchens massive gesundheitliche Risiken. In Brasilien darf bei einer Gesundheitsgefährung der Mutter oder nach einer Vergewaltigung straffrei abgetrieben werden.

Dom José Cardoso Sobrinho, Erzbischof von Olinda und Recife, verteidigte seine Entscheidung mit dem Verweis auf die Vorgaben in der heiligen Schrift. „Das Gesetz Gottes steht über jedem weltlichen Gesetz. Und wenn irgendein Gesetz der Menschen, ich will damit sagen, wenn ein von Menschen gemachtes Gesetz gegen das Gesetz Gottes steht, hat dieses weltliche Gesetz keinerlei Bedeutung.“ Bereits gestern das Oberhaupt der katholischen Kirche in der Hauptstadt des Bundesstaates Pernambuco versucht, mit allen Mitteln die Abtreibung zu verhindern. Auch den leiblichen Vater des Mädchens hatte er von seiner Position überzeugt, so dass sich dieser ebenfalls gegen den medizinisch notwendigen Eingriff aussprach (mehr…).

Bereits am vergangenen Samstag hatte die Mutter ihr Einverständnis für eine Abtreibung erteilt, das Kind wurde in einem Krankenhaus in Recife medizinisch und psychologisch betreut. Allerdings weigerten sich dann die Ärzte, den Eingriff aufgrund der Uneinigkeit der Eltern vorzunehmen und sagten den Termin kurzfristig ab. Die katholische Kirche hatte zuvor angekündigt, diesen Fall gerichtlich entscheiden zu lassen. Die Abtreibung sei „Mord an zwei unschuldigen Leben“.

Die Mutter verlies darauf hin am Dienstagabend das Hospital und wandte sich an die Universitätsklinik der Millionenmetropole. Dort wurde dann am Mittwoch der Eingriff vorgenommen (mehr…). Laut dem medizinischen Direktor des zur staatlichen Universität von Pernambuco gehörenden Instituts, Sérgio Cabral, war der Eingriff rechtlich eindeutig zulässig. Beide im Gesetz explizit ausgewiesenen Ausnahmen, die einen Abbruch der Schwangerschaft bis zur 20. Woche erlauben, könnten angewandt werden. Zum einen habe es sich um eine Schwangerschaft aufgrund von sexueller Gewalt gehandelt. Und zudem seien die Organe des Kindes für eine Schwangerschaft noch nicht ausgewachsen, so dass das 1.33m grosse und 36kg leichte Mädchen bei einer Fortführung der Schwangerschaft unkalkulierbaren gesundheitlichen Risiken ausgesetzt gewesen wäre.

„Als Mediziner kann ich ein neunjähriges Mädchen nicht solchen Qualen überlassen, die sie vielleicht am Ende sogar mit dem Leben bezahlen muss“ erklärte der nun aus der katholischen Kirche verstossene Cabral wörtlich. Der Eingriff selbst erfolgte durch ein Medikament, der den Uterus verkrampfte, so dass die Föten ausgestossen wurden. Danach wurde die Gebärmutter gesäubert, um möglichen Infektionen vorzubeugen. Dem Kind gehe es den Umständen entsprechend gut, es werde vermutlich in Kürze entlassen. Natürlich werde es noch über einen längeren Zeitrahmen medizinisch und psychologisch betreut.

Die Reaktion des Erzbischofs liess nicht lange auf sich warten. Alle an der Abtreibung beteiligten Personen mit Ausnahme des Kindes seien mit sofortiger Wirkung exkommuniziert. Der Schwangerschaftsabbruch sei ein Verbrechen und ein inakzeptabler Akt gegen die Doktrin der Kirche. Dies könne unmöglich geduldet werden.

Der Stiefvater, der das Kind seit dem sechsten Lebensjahr regelmässig sexuell missbraucht hat und zudem zugab, auch die körperbehinderte Schwester des Mädchens mehrfach vergewaltigt zu haben, befindet sich weiter in Untersuchungshaft. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft im geschlossenen Vollzug.

Weiterer tragischer Fall:
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Kommentarbereich

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  1. 1
    Marcos

    é incrivil a idéia da igreja: estupro não merece ser excomungado!!!!
    quem casa na igreja e se separa é excomungado!!!!
    Quem faz uma cirurgia, considerada aborto deve ser excomungado!!!

    Vamos estuprar então, seguimos as regras da igreja de forma menos maldosa!!!!

    e a vida segue

  2. 2
    pauli

    Das ist alles so krank!

    Warum fragt keiner in der Kirche nach dem seelischen Zustand dieses Kindes? Einzig und alleine ist den Heuchlern das ungeborene Leben wichtig. Und was ist mit dem Mädchen? Daß ihr leben von einem Perversling kaputt gemacht wurde und sie mit dem Trauma für immer lebem muß – das interessiert dort keinen.

    Zur Hölle mit den Heuchlern!

  3. It’s about time! When will people realize that abortion is about interfering with nature. It seems the same liberals who fight for abortion also fight to keep us from interfering with natrue… hipocrites!

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