Obdachlose schmückt sich eigenen Weihnachtsbaum in São Paulo

Datum: 11. Dezember 2007
Uhrzeit: 12:44 Uhr
Ressorts: Panorama
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Dietmar Lang
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weihnachten-sao-paulo.jpg„Nachdem was uns passiert ist, müssen wir einfach den Geburtstag von Jesus feiern“. Aus den Worten von Elisabeth Aparecida Ferreira ist aber auch noch in diesem Moment die Hoffnung herauszuhören. Die 51-jährige lebt derzeit mit ihrem Mann und einer Enkelin unter widrigsten Umständen in einer Unterführung im Westen von São Paulo.

Und nun kurz vor Weihnachten hat sie dort auf der Strasse einen kleinen Weihnachtsbaum aufgestellt und festlich geschmückt. „Es war ein normaler Baum, der unten etwas verbrannt war. Ich habe ein paar Spielsachen drangehangen, die ich auf der Strasse gefunden habe und eine Frau hat mir ein paar Kugeln geschenkt“ erzählt Elisabeth, die vor ein paar Monaten noch in einer nahe gelegenen Favela lebte.

Doch die Stadtverwaltung liess die Hüttensiedlung abreissen, die Bewohner wurden mit einer kleinen Entschädigung abgefunden, nicht ausreichend, um sich etwas Neues aufzubauen. „Das Geld reichte gerade für ein Grundstück und ein paar Baumaterialien“ so die Mutter von insgesamt fünf Kindern. „Ein Haus konnten wir damit jedoch nicht bauen, also haben wir einen Raum gemietet.“ Dort lebte sie auf 45 Quadratmetern zusammen mit ihrem Mann, drei Schwiegersöhnen, einer Schwiegertochter und noch einem Freund der Familie. Doch das Objekt wurde verkauft und so fand sich Elisabeth erneut auf der Strasse wieder.

weihnachten-sao-paulo2.jpg„Die Kinder sind derzeit bei Freunden, früher oder später müssen wir sie alle hierher holen“ resigniert dann Elisabeth doch ein wenig. Geboren in Rio de Janeiro, kam sie bereits in der Kindheit nach São Paulo. Doch schon wenige Sekunden später blitzen ihre Augen auf. „Wissen Sie, in dieser Zeit des Jahres renovieren viele Leute ihre Häuser und stellen die alten Sachen auf die Strasse. Man kann Türen, Fenster wieder verwenden und die Dinge, die ich gesammelt habe, werden reichen um meine Unterkunft zu bauen“ erklärt die 13-fache Oma optimistisch.

Elisabeth sammelt derzeit zusammen mit ihrem Mann Dosen, Plastik und Kartons in der brasilianischen Wirtschaftsmetropole und verkauft diese zum Recyceln. Daneben häkelt sie kleine Dinge wie Untersetzer oder Täschchen. „Es ist schwer zu verkaufen, aber es ist eine Sache, um ein bisschen Geld extra zu bekommen.“

Fotos: Terra.com.br

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