In der brasilianischen Stadt Iguaba Grande entscheidet die Länge des Rockes über den Zutritt zum Gericht. Ist der Rock zu kurz, müssen die Frauen draußen bleiben. Beschlossen hat das eine Richterin. Die sagt, dass Miniröcke bei Gerichtsverhandlungen oder Anhörungen die Aufmerksamkeit der Männer ablenken könnten.
Der Beschluß der Richtern richtet sich vor allem an die Anwältinnen. Ist deren Rock zu kurz, wird ihnen der Zutritt zum Gericht verwehrt. Da hilft es auch nicht, auf einen anstehenden Gerichtstermin des Mandanten zu verweisen.
Wie die verbotene Kleidung aussieht, zeigt ein Anschlag neben der Eingangstür des Gerichts. Wahrscheinlich dient dies auch zur Erinnerung für die Pförtner. Sie sind es, welche mit Hilfe des Lineals die Länge der Miniröcke der Anwältinnen überprüfen sollen. Der darf nicht höher als fünf Zentimeter über dem Knie enden.
Wegen ihrer polemischen Anordnung kann die Richterin möglicherweise selbst bald vor Gericht stehen. Die Architektenkammer (OAB) Rio de Janeiros hat bei der Corregedoria-Geral der Justiz bereits ein entsprechendes Disziplinarverfahren beantragt und ebenso ein Ende der erniedrigenden Prozedur des Rockmessens.
Die Richterin ist indes nicht die erste, die eine Anstandsordnung für Bekleidung erlassen hat. 2017 waren einer Richterin der Stadt Cambará im südbrasilianischen Bundesstaat Paraná zu tiefe Ausschnitte und auch Shorts ein Dorn im Auge.
Auch im Kongress in der Hauptstadt Brasília müssen Besucher Kleiderregeln einhalten. Wie es in den 2014 vom Congresso Nacional veröffentlichten „Empfehlungen“ heißt, sollen Besucher knielange Röcke, Shirts mit Ärmeln und lange Hosen tragen. Diejenigen mit zu kurzen Röcken oder zu kurzen Hosen müssen trotzdem nicht draussen bleiben. Sie können im Lojinha da Câmara lange Einweghosen erwerben, um den Ansprüchen des Hauses gerecht zu werden.