Hälfte der Brasilianer befürwortet tödliche Polizeigewalt gegen Banditen

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Die Polizei in Brasilien ist nicht gerade dafür bekannt, dass sie mit Verbrechern zimperlich umgeht (Foto. Dietmar Lang / IAP Photo)
Datum: 07. Oktober 2015
Uhrzeit: 15:56 Uhr
Ressorts: Panorama
Leserecho: 1 Kommentar
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Die Hälfte der Brasilianer hält gewalttätige Übergriffe der Polizei gegenüber Kriminellen für angebracht. Zu dem Ergebnis kommt eine vom brasilianischen Sicherheitsforum (FBSP) in Auftrag gegebene Studie. Nach dieser stimmen 50 Prozent der Befragten der Aussage „nur ein toter Bandit, ist ein guter Bandit“ zu.

Vor allem ältere Brasilianer zeigen sich überwiegend kompromisslos, was polizeiliche Gewalt gegenüber mutmaßliche Verbrecher betrifft. Von den über 60-Jährigen halten nach der Studie 65 Prozent den gewaltsamen Tod eines Kriminellen für in Ordnung, während sich nur 30 Prozent dagegen ausgesprochen haben. Bei der jüngeren Generation sieht es indes anders aus. Von den 16- bis 24-Jährigen stimmen nur 42 Prozent der Polizeigewalt zu. Unterschiede sind ebenso beim Grad der Schulausbildung beobachtet werden. Von denjenigen mit einem Hochschulabschluß befürworten „nur“ 40 Prozent die Gewalt.

Die hohe Zahl der Zustimmung spiegelt sich im „9. Anuário Brasileiro de Segurança Pública” (Sicherheitsbericht) wieder. Danach sind 2014 täglich acht Menschen durch die Hand von Polizisten ums Leben gekommen. Insgesamt waren es 3.022 Personen, wobei die Tendenz steigend ist. Im Jahr 2013 sind 2.203 Todesopfer registriert worden. Die meisten Todesopfer bei Polizeiaktionen wurden 2014 mit 965 Toten in São Paulo verzeichnet. Seitens der Polizei sind im vergangenen Jahr 398 Beamte ums Leben gekommen, 317 von ihnen außerhalb ihrer Dienstzeit.

Wie kaltblütig einige der Polizisten vorgehen zeigen Filmaufnahmen, die in jüngster Vergangenheit an die Öffentlichkeit gelangt sind. Mit einem Handy hat ein Zeuge eine Aktion gefilmt, bei der ein Polizist einen mit Handschellen gefesselten mutmaßlichen Motorraddieb von einem Dach gestoßen hat. In einem anderen von Sicherheitskameras aufgenommenen Video ist ein junger Mann zu sehen, der sich ergibt. Wenig später ist er außerhalb des Sichtbereichs der Kamera ums Leben gekommen. Allerdings zeigen die Aufnahmen, wie ein Polizist zum Streifenwagen geht und dort eine Waffe holt, mit der ein Widerstand gegen die Polizeigewalt simuliert werden sollte, um das Erschießen des jungen Mannes zu rechtfertigen.

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  1. Traurig, vor allem wenn man die Videos auf Youtube etc. sieht.

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