Im vergangenen Jahr sind in Brasilien 317 Menschen durch Stromschläge ums Leben gekommen. Dies geht aus einer Studie der Vereinigung der Stromversorger (Abradee) des Landes hervor. Demnach gehen mit 31,8 Prozent gut ein Drittel aller Todesfälle auf Unfälle beim Hausbau zurück. Weitere 12,9 Prozent kamen bei der Montage illegaler Anschlüsse ums Leben. Aufgrund von umstürzenden Bäumen heruntergerissenen Leitungen starben weitere fünf Prozent, jeweils vier Prozent der Unfälle ereigneten sich bei der Installation von Antennen oder dem Drachensteigen.
Laut Abradee-Präsident Nelson Leite ereigneten sich die tödlichen Unfälle beim Hausbau vorwiegend bei nicht genehmigten Bauarbeiten. Die Todesfälle bei illegalen Hausanschlüssen wurden zudem vornehmlich in der Peripherie der Großstädte oder entlegenen Gebieten registriert, wo es keine ordentliche Stromversorgung gibt. Dort würden die Menschen ohne Vorsichtsmaßnahmen an den Versorgungsleitungen hantieren und dann aus Unachtsamkeit an die Leitungen kommen, so Leite.
Am gestrigen Montag (11) haben die nationalen Stromversorger einmal mehr eine umfassende Aufklärungskampage gestartet. Bereits im neunten Jahr im Folge wird über die Gefahren der Elektrizität informiert. Die Vereinigung hofft, 120 Millionen Menschen zu erreichen und bietet neben der Werbekampagne auch Vorträge in Schulen und Gemeindezentren an. Zudem werden Flugblätter zusammen mit der Stromrechnung verteilt. Für Leite ist vor allem die fehlenden Sensibilisierung der Bevölkerung für die zahlreichen tödlichen Unfälle verantwortlich.
Gute Nachrichten konnte der Abradee-Präsident in Hinblick auf die Versorgungslage im Land verkünden. Derzeit stünden den Versorgern genügend finanzielle Mittel zur Verfügung, um bis zum Ende des Jahres zusätzliche Energie aus thermoelektrischen Kraftwerken zuzukaufen. Die Regierung hatte in der vergangenen Woche neuerliche Darlehen in Höhe von umgerechnet gut 2,2 Milliarden Euro bewilligt. Diese sind notwendig, da zahlreiche Versorger die von ihren Kunden benötigte Energie momentan durch die eigenen Wasserkraftwerke nicht produzieren können. Ausbleibende Niederschläge in weiten Landesteilen haben die Pegelstände in Stauseen dramatisch sinken lassen, viele Turbinen stehen mittlerweile still oder laufen auf Sparflamme.