Cowboy-Shop auf Rädern: der fliegende Händler für den perfekten Western-Look

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Datum: 13. Oktober 2011
Uhrzeit: 09:55 Uhr
Ressorts: Panorama
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Dietmar Lang
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Auf die Frage, wann er denn zuletzt zu Hause war, winkt der Western-Fan lachend ab. Dieser Truck sei sein Heim, gemeinsam mit seiner Frau ziehe er von Ausstellung zu Ausstellung. Keine zwei Monate im Jahr sei er in Maringá, einer Kleinstadt im Hinterland des Bundesstaates Paraná, wo er sogar noch ein Ladengeschäft unterhalte. Sein Leben sei eben des eines Cowboys.

Western-Shop

Das brasilien Magazin trifft den sympathischen Paulo auf der Expo Toledo 2011, wo der 42-jährige in dem als Verkaufsfläche umgestalteten Laderaum seines LKWs Kunden bedient. Er steht zwischen unzähligen Cowboy-Stiefeln, Gürteln, Hüten und karierten Hemden in allen Variationen. Die Geschäfte laufen gut, gerade im Süden Brasiliens ist der Western-Look beliebt, die brasilianische Country-Musik Sertaneja mehr als populär. Ob Messen, Ausstellungen oder einfache Rodeos, überall ist Artcouro Western mit seinem Verkaufslaster präsent. Rund 25 bis 30 Veranstaltungen sind es über das Jahr verteilt, teilweise dauern sie bis zu einer Woche.

Dabei vertraut Paulo auf zahlungskräftige Kundschaft, denn preiswert sind seine hochwertigen und oftmals ausgefallen Produkte eher selten. Durchschnittlich 150 bis 200 Euro kosten ein paar anständige Cowboystiefel, das Sondermodell mit importierter Schlangenhaut sogar mehr als das Doppelte. Für einen Ledergürtel mit dekorativer Schnalle muss man 50 Euro auf den Tisch legen, lediglich ein „Holzfäller-Hemd“ ist dagegen schon für 20 Euro zu haben.

Doch der findige Unternehmer mit seinem Spezial-LKW – den man erst auf den zweiten Blick als solchen erkennt – verfügt nicht nur über ein festes und ein mobiles Ladengeschäft, auch virtuell kann man den Western-Look erwerben. Im wenn auch nicht ganz so umfangreichen Online-Shop findet man ebenfalls die unterschiedlichsten Modelle an hochwertigen Lederstiefeln und reich verzierten Gürtelschnallen, zudem sind zahlreiche weitere Accessoires dort erhältlich. Bezahlt werden kann natürlich ganz modern mit Kreditkarte, selbst die in Brasilien üblichen Ratenzahlungen sind bei dem Spezialausstatter für Country-Fans möglich.

Nach der Expo Toledo 2011 geht es für Paulo und seine Frau am kommenden Wochenende gleich zu zwei weiteren Verbrauchermessen. Dann werden die Stiefel hinter der Theke verstaut, das Eingangspodest abgebaut und die Seitenwände zugeklappt. Aus dem hell erleuchtetem Laden wird wieder ein gewöhnlicher Laster. Paulos fahrendes Heim begibt sich dann wieder auf die Landstraße irgendwo im Süden Brasiliens und verschwindet in der untergehenden Sonne hinter dem nächsten Hügel. Eine irgendwie romantische Vorstellung, denn so muss es sich bereits vor 100 Jahren mit den Planwagen im unerschlossenen Hinterland abgespielt haben. Nur dass heute die Schotterpisten asphaltiert sind und die Zugpferde kein Wasser sondern Diesel trinken.

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