Coronel Ubiratan Guimarães, der 1992 als Polizeioberst in Brasilien das mit 111 Toten schlimmste Gefängnismassaker des Landes anführte, ist in São Paulo beigesetzt worden. Guimarães wurde am vergangenen Montag in seiner Wohnung in São Paulo ermordet aufgefunden. Todesursache sei laut Auskunft der Gerichtsmedizin ein einziger Schuss aus nächster Nähe gewesen.
Guimarães war verantwortlicher Leiter der Einsatzgruppe der Militärpolizei, die am 02. Oktober 1992 das Gefängnis Carandiru stürmte und dabei ein Blutbad anrichtete, dem mindestens 111 Häftlinge zum Opfer fielen. Nach jahrelangem Prozess wurde er im Jahr 2001 zu 632 Jahren Haft verurteilt. Diese Strafe wurde jedoch in diesem Jahr von einem Berufungsgericht annuliert.
Ubiratan Guimarães war bis zuletzt Abgeordneter der Rechtspartei PTB, die der Regierungskoalition des linksgerichteten Staatschefs Luis Inácio Lula da Silva angehört. Wenn Oberst Guimarães in den Wahlkampf zog, stellte er stets seine Kandidatennummer 111 gross heraus. Bei den für Oktober angesetzten Wahlen wollte Guimarães ebenfalls wieder kandidieren.
Über die Hintergründe der Ermordung des „Schlächters von Carandiru“ ist bislang wenig bekannt. Der Oberst erhielt die letzten Jahre Morddrohungen aus verschiedenen Richtungen. Unter anderem bezeichnet sich die kriminelle Organisation PCC, die auch für die Anschläge der letzten Monate in São Paulo verantwortlich ist, als Guimarães grössten Feind. Zudem wurde die Freundin des Ermordeten, die Anwältin Carla Cepollina, aufgrund widersprüchlicher Aussagen angewiesen, das Land nicht zu verlassen.