Brasilien: 11-jähriger pilgert auf Hinterachse von Reisebus zu Wallfahrtsort

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Datum: 18. Oktober 2009
Uhrzeit: 21:34 Uhr
Ressorts: Panorama
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Autor: Dietmar Lang
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aparecida-normalDamit seine Eltern aufhören, sich ständig zu streiten, ist ein Junge in Brasilien neun Stunden lang auf der Hinterachse eines Reisebusses durchs Land gefahren. Der 11-jährige Knabe hatte zuvor der heiligen Mutter Gottes des Versprechen abgegeben, im Gegenzug nach Aparecida do Norte zu pilgern.

Start der ungewöhnlichen Pilgerfahrt war am Freitag in Sales, rund 435 Kilometer von der Millionenmetropole São Paulo entfernt. Der Junge fand mit Hilfe von Freunden heraus, dass am Abend eine Reisegruppe zu der etwa 180 Kilometer von São Paulo entfernten Pilgerstadt Aparecida mit seiner gewaltigen Kathedrale aufbrach. Unter dem Vorwand, sich von den Mitgliedern der Gruppe zu verabschieden, begab er sich zum Busbahnhof und versteckte sich hinter einer Serviceklappe des Reisebusses.

Dort unten harrte der stark religiöse Junge rund neun Stunden und etwa 550 Kilometer aus, bis den Fahrer gegen 4.30 Uhr von einem anderen Jungen telefonisch über den blinden Passagier informiert wurde. Der Fahrer fand den 11-jährigen dann unversehrt, aber völlig verdreckt hinter dem Gepäckabteil in unmittelbarer Nähe des Motors. Nach der Entdeckung meldete sich der Knabe bei den erleichterten Eltern, die inzwischen das Verschwinden bemerkt und die Polizei eingeschaltet hatten.

Um die ungewöhnliche Angelegenheit nicht weiter zu verkomplizieren durfte der Junge sich der Reisegruppe anschliessen. Er hatte zuvor die Pilgerstätte bereits dreimal mit seinen Eltern besucht. Am Sonntagabend kehrte er gemeinsam mit den anderen Teilnehmern in seine Heimatstadt zurück. Die Mutter will zudem versuchen, sich mit ihrem Mann nicht mehr vor den Augen des Jungen zu streiten. Die Auseinandersetzungen seien jedoch niemals schwerwiegend, sondern eher „normale Streitgespräche und Diskussionen unter Erwachsenen“ gewesen.

Aparecida do Norte ist eine Gemeinde im Südosten des Bundesstaates São Paulo. Rund 7 Millionen Menschen besuchen jährlich die Gemeinde mit etwa 35.000 Einwohnern. Es ist der berühmteste Wallfahrtsort Brasiliens, seit im Jahr 1717 Fischer in ihren Netzen eine schwarze Madonnenfigur fanden. Ihr zu Ehren wurde eine kleine Kapelle errichtet, die nach und nach grösseren Gebäuden wich. Heute steht in Aparecida eine gewaltige Basilika, die Platz für 45.000 Gläubige bietet. Sie wurde 1980 von Papst Johannes Paul II. eingeweiht. Am 13. Mai 2007 feierte Papst Benedikt XVI. im Rahmen seiner Brasilienreise dort eine Messe.

Foto: Wikimedia

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