Drogenmafia in Rio de Janeiro setzt Busse in Brand und schiesst Hubschrauber ab

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Datum: 17. Oktober 2009
Uhrzeit: 17:52 Uhr
Ressorts: Panorama
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Autor: Dietmar Lang
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rio-fogo-norm1Eine neue Welle der Gewalt hat in den vergangenen Stunden Rio de Janeiro erschüttert und grosse Teile der Metropole in Panik versetzt. Mindestens 15 Menschen kamen nach jüngsten Medienberichten bei Schiessereien zwischen verfeindeten Drogengangs und der Polizei ums Leben. Viele Personen wurden verletzt, darunter auch Kinder und Jugendliche. An mehreren Stellen der Stadt standen Linienbusse in Flammen, ein Polizeihubschrauber wurde von Schüssen getroffen und explodierte nach einer Notlandung.

Es sind abermals bürgerkriegsähnliche Zustände, welche seit dem frühen Freitagabend in der ‚cidade maravilhosa‘ vorherrschen. Gegen 19.30 Uhr kam es zu einer ersten Schiesserei in der Favela Parque Arará im Stadtteil Benfica. Laut dem regionalen Krankenhaus Hospital Geral de Bonsucesso (HGB) wurden dort sechs Personen eingeliefert, darunter zwei Jugendliche und sechsjähriges Mädchen. Zuvor soll eine Polizeistreife auf eine Gruppe von 10 Männern gestossen sein, die im Begriff war, die Favela zu verlassen. Nach Angaben der Sicherheitskräfte haben die Kriminellen sofort das Feuer eröffnet und zudem eine Granate gezündet. Zwei Menschen kamen im Verlauf des Schusswechsels ums Leben, darunter soll sich auch der lokale Anführer der Drogenmafia befinden.

Am Samstagvormittag sorgte dann ein spektakulärer Absturz eines Hubschraubers der Polizei für Aufsehen. Bereits in den frühen Morgenstunden kam es zu einer Schiesserei in der Favela Morro dos Macacos im Stadtteil Vila Isabel im Norden der Metropole. Zunächst hatten sich zwei rivalisierende Drogengangs bekämpft, beim Eintreffen eines Sondereinsatzkommandos der Polizei eskalierte dann die Situation. Ein von der Polizei eingesetzter Hubschrauber wurde beim Überflug von Banditen beschossen, der Pilot erlitt eine Schussverletzung am Bein. Nach einer umgehend eingeleiteten Notlandung explodiert der Helikopter auf einem Sportplatz. Zwei Polizisten kamen ums Leben, der Pilot und drei weitere Beamte konnten sich in letzter Sekunde aus der Maschine retten und erlitten lediglich leichtere Verbrennungen.

fogo-rio-norm2Die Spezialeinheiten rückten danach mit gepanzerten Einsatzfahrzeugen vor und erhielten durch einen ebenfalls gepanzerten Hubschrauber Luftunterstützung. Mindestens 10 Kriminelle, dies erklärte die Einsatzleitung vor wenigen Minuten, sollen während der Polizeiaktion bis in den Nachmittagsstunden Ortszeit getötet worden sein.

Im Tagesverlauf versuchten dann die kriminellen Banden die Aufmerksamkeit auf andere Bereiche der Stadt zu lenken und setzten in verschiendenen Stadtteilen mindestens 5 Linienbusse in Brand. Laut der städtischen Gesellschaft Rioônibus soll dabei ein Sachschaden von rund 1 Million Euro entstanden sein. Gerüchte, dass mindestens 10 Busse Opfer der Gewaltwelle wurden, sind bislang unbestätigt. Laut Augenzeugenberichten haben die Banditen die Passagiere vorgewarnt und auf offener Strasse aus dem Bus getrieben, bevor sie die Fahrzeuge in Brand setzten.

Verschiedene Durchgangsstrassen mussten gesperrt werden, in weiten Teilen der Millionenmetropole kam der Verkehr kurzfristig zum Erliegen. Für die Abendstunden wird zudem mit weiteren Ausschreitungen gerechnet. Wie gefährlich die Situation abermals in Rio de Janeiro ist, zeigt sich bei der Berichterstattung durch die brasilianischen Medien vor Ort. Fast alle Reporter trugen schusssichere Westen, die Anspannung war ihnen deutlich anzusehen. Bilder, wie man sie normalerweise tatsächlich nur aus Kriegsgebieten kennt.

Bilder: Screenshot Rede Globo

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