Indianer in Brasilien nehmen erneut Geiseln zur Durchsetzung von Forderungen

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Datum: 24. September 2009
Uhrzeit: 10:13 Uhr
Ressorts: Panorama
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Dietmar Lang
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indio-refenDie Welt muss sich von dem verklärten Bild der brasilianischen Ureinwohner verabschieden. Längst hat die moderne Zivilisation in den Dorfgemeinschaften Einzug gehalten und alle Bemühungen, den Naturvölkern ihre traditionelle Lebensweise zu erhalten, wird besonders von einer Gruppe besonders untergraben: den Indianern selbst!

Immer häufiger fordern die Dorfgemeinschaften nun auch für sich die Errungenschaften der modernen Zivilisation: Elektrisches Licht, Satelliten-Fernsehen, moderne medizinische Einrichtungen. Aber sie greifen zur Durchsetzung ihrer Forderungen immer wieder auf Mittel zurück, die mit der Demokratie, deren Vorteile sie nutzen wollen, nichts gemein haben: Erpressung und Geiselnahme!

Nachdem bereits vor wenigen Tagen in Maranhão eine inzwischen beendete Geiselnahme der Guajajara-Indianer mit der gleichzeitigen Drohung, die Energieversorgung von 40.000 Familien zu unterbrechen (mehr…), landesweit für Aufsehen sorgte, haben nun Mitglieder eines ebenfalls in dem im Nordosten Brasiliens gelegenen Bundesstaat lebenden Stammes weitere unschuldige Menschen in ihre Gewalt gebracht.

Sieben Mitarbeiter des nationalen Gesundheitsbehörde Funasa werden derzeit am Verlassen eines Dorfes gehindert, in welches sie ursprünglich kamen, um die dortigen Bewohner medizinisch zu untersuchen und zu betreuen. Die Indios wollen sich anscheinend jedoch nicht mit den intervallartigen Besuchen von Ärzten zufrieden geben und fordern vehement für ihr Dorf die Einrichtung eines eigenen Gesundheitspostens, die Anschaffung eines Krankenwagens sowie den Kauf von Medikamenten. Zudem wollen sie ausschliesslich mit dem in São Luís ansässigen Leiter der regionalen Funasa verhandeln.

Das Verständnis für die Minderheit, seien es auch die Ureinwohner des Landes, sinkt in der brasilianischen Bevölkerung gerade durch solche Aktionen immer weiter. Und auch das Ausland muss sich überlegen, ob das sozialromantische Bild einer bedrohten und schützenswerten Spezies aufrecht erhalten werden kann, wenn der brasilianische Indio mit seinen riesigen Schutzgebieten sich das Recht herausnimmt, straffrei Gesetz und Ordnung zu untergraben und das Leben unschuldiger Menschen zu gefährden.

Foto: Symbolfoto, Divulgação/ABr

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