Brasilens Schulen fehlen 64.300 Büchereien und Lesesäle

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Nur wenige Städte verfügen über eine öffentliche Bücherei wie hier in Toledo im Bundesstaat Paraná (Foto: Dietmar Lang / IAP Photo)
Datum: 30. Mai 2015
Uhrzeit: 08:27 Uhr
Ressorts: Kultur & Medien
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Theoretisch müsste Brasilien pro Monat etwa 1.000 Büchereien errichten und ausstatten, um bis 2020 das per Gesetz vorgegebene Ziel zu erreichen, allen Schülern des Landes das Bücherausleihen zu ermöglichen. Insgesamt fehlt die stattliche Zahl von 64.300 Bibliotheken an den öffentlichen und privaten Schulen Brasiliens.

In dem südamerikanischen Land gibt es nach wie vor einen enormen Aufholbedarf, was das Lesen betrifft. Auch wenn mittlerweile die Analphabetenrate stark reduziert werden konnte, gibt es dennoch eine hohe Zahl von funktionellen Analphabeten. Die können zwar Wörter und Sätze entziffern, haben aber Probleme beim Verstehen des Gelesenen. Um das zu ändern werden seit Jahren Anstrengungen unternommen. Dazu gehört auch das im Mai 2010 erlassene Gesetz der Bibliotheken. Nach dem sollten bis 2020 alle öffentlichen und privaten Lehreinrichtungen für jeden eingeschriebenen Schüler mindestens ein Buch in einer Bücherei oder einem Lesesaal zur Verfügung haben.

Bisher ist allerdings nicht einmal die Hälfte des Ziels erreicht worden. Von den 120.500 öffentlichen Schulen sind 53 Prozent ohne Bibliothek und Lesesaal, wie aus einer Studie der Fundação Lemann hervorgeht, die sich auf offizielle Daten aus dem Jahr 2014 stützt. Die Studie zeigt ebenso, dass innerhalb Brasiliens ein enormes Ungleichgewicht besteht. Während im Süden des Landes 77,6 Prozent der Lehreinrichtungen bereits entsprechend ausgestattet sind, sind es im ärmeren Norden gerade einmal 26,7 Prozent. Eine riesige Lücke gibt es ebenso im Nordosten, der lediglich eine Rate von 30,4 Prozent aufweist. Absolutes Schlusslicht ist dabei der Bundesstaat Maranhão mit nur 15,1 Prozent. Im reicheren Südosten liegt die Rate indes bei 71,1 Prozent und im Mittleren Westen bei 63,3 Prozent. Dort liegt auch die Hauptstadt Brasília, die mit 90,9 Prozent den dortigen Schülerinnen und Svchülern die besten Lesebedingungen bietet.

Extreme Unterschiede gibt es ebenso zwischen den Basis- und den Mittelschulen. Während den Jungen und Mädchen in den ersten neun Schuljahren lediglich in 45 Prozent der Schulen Bibliotheken oder Lesesäle zur Verfügung stehen, sind es bei den weiterführenden Schulen 86,9 Prozent.

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