Brasilien kämpft verzweifelt gegen Ausbreitung von Schweinegrippe

Datum: 27. Juni 2009
Uhrzeit: 18:56 Uhr
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Autor: Dietmar Lang
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Brasilien verstärkt seine Bemühungen, die Schweinegrippe einzudämmen. Doch aus immer mehr Regionen des grössten südamerikanischen Landes werden neue Fälle gemeldet. Am Samstagnachmittag Ortszeit gaben die Gesundheitsbehörden die Zahl der Personen, bei denen bislang der Influenza A (H1N1) nachgewiesen wurde, mit 591 an. Todesfälle gab es bislang glücklicherweise noch keine.

Führend in der derzeitigen Statistik ist der Bundesstaat São Paulo mit fast der Hälfte aller Fälle (294). Aber auch in Minas Gerais (69), Rio de Janeiro (60) und Santa Catarina (45) sind die Fallzahlen in der vergangenen Woche stark angestiegen. Mittlerweile wurden bei Patienten in 21 Bundesstaaten und dem Hauptstadtdistrikt der heimtückische Erreger nachgewiesen.

UF
Confirmados
 
UF
Confirmados
Alagoas
4
 
Paraná
21
Amazonas
1
 
Paraíba
2
Bahia
4
 
Pernambuco
1
Ceará
1
 
Piauí
2
Distrito Federal
21
 
Rio de Janeiro
60
Espírito Santo
11
 
Rio Grande do Norte
1
Goiás
4
 
Rio Grande do Sul
35
Maranhão
2
 
Santa Catarina
45
Mato Grosso
3
 
São Paulo
294
Minas Gerais
69
 
Sergipe
4
Pará
2
 
Tocantins
4
 
 
 
Brasil
591

Auch wenn die Behörden weiterhin die Gefahr einer starken Ausbreitung des Virus dementieren, sprechen die landesweiten Reaktionen und Präventionsmassnahmen eine deutliche Sprache. Das brasilien Magazin hat die Meldungen der vergangenen Tage einmal ohne Anspruch auf Vollständigkeit zusammengetragen.

  • Alle Passagiere, die aus Argentinien, Uruguay, Paraguay, Bolivien, Venezuela oder Chile nach Brasilien einreisen, müssen einen Fragebogen über ihren Gesundheitszustand ausfüllen und werden ggf. untersucht. Dies ist eine der jüngsten Vorsichtsmassnahmen seitens der brasilianischen Gesundheitsbehörden.
  • In São Paulo hat inzwischen die dritte Schule die am 30. Juni beginnenden Ferien vorzeitig begonnen. Im Colégio Palmares im Westen der Metropole war ein Schüler der 8. Klasse an der Schweinegrippe erkrankt. In insgesamt 9 Schulen in São Paulo kam es aufgrund der Influenza A (H1N1) bislang zu Unterrichtsausfällen, 13.000 Schüler und Schülerinnen sind betroffen.
  • Auch Universitäten schränken die Vorlesungen aufgrund der Schweinegrippe ein. An der Faculdade Cásper Líbero in São Paulo wurden am Donnerstag alle Studenten nach Hause geschickt, nach dem in einem Journalismuskurs die Erkrankung zweier Schüler bekannt wurde. Wann die Vorlesungen fortgesetzt werden, ist bislang unklar.
  • Die Universität von Londrina in Paraná wurde ebenfalls bis kommenden Montag geschlossen. Hier ist zwar noch niemand offiziell erkrankt, jedoch stehen einige Studenten bereits unter Beobachtung und es gilt als gesichert, dass mindestens eine Studentin mit einer erkrankten Person aus São Paulo direkten Kontakt hatte.
  • An der Wirtschaftuniversität von São Paulo (FEA) wurden zwei Kurse für die kommende Woche komplett ausgesetzt, nachdem zwei Studenten erkrankt sind. Alle anderen Studenten wurden untersucht und müssen nun als Vorsichtsmassnahme 1 Woche in häuslicher Isolation verbringen.
  • Die Parque – Schule in Rio de Janeiro hat das für heute geplante jährliche Junifest abgesagt, nachdem bei einem Schüler der Grippeerreger diagnostiziert wurde. Die Cultura Inglesa – Schule im Stadtteil Botafogo lässt bis zum 02. Juli in 14 Klassen den Unterricht ausfallen, da dort ebenfalls ein Schüler erkrankt ist.
  • In Belo Horizonte wurde der Unterricht am Colégio Marista Dom Silvério bis zum 03. Juli ausgesetzt, nachdem bei 11 Schülern und einer Lehrkraft der Grippevirus nachgewiesen wurde.
  • In Santa Maria im Bundesstaat Rio Grande do Sul liegt inzwischen ein 14-jähriges Mädchen auf der Intensivstation. Sie hatte sich bei einer Reise ins benachbarte Argentinien mit dem Grippeerreger angesteckt. Es ist der bislang dramatischste Fall in Brasilien. Durch das geschwächte Immunsystem hat sich nach letzten Informationen eine bakterielle Infektion gebildet, welche die inneren Organe angreift.
  • Bei einer Mitarbeiterin des Centro de Saúde Silvio Henrique Braune in Novo Friburgo (Santa Catarina) wurde der Schweinegrippeerreger nachgewiesen, das Krankenhaus bleibt zunächst bis zum Montag geschlossen. Es handelt sich um die grösste medizinische Einrichtung der Stadt.

Die Schweinegrippe scheint sich derzeit zwar immer schneller auszubreiten, eine hohe Mortalität konnte jedoch bislang auch in Brasilien nicht festgestellt werden. Vielmehr bezeugten mehrere erkrankte Personen, unter keinen schlimmeren Symptomen als bei einer normalen Erkältung oder Grippe gelitten zu haben. Entwarnung wollen die Mediziner aufgrund dieser Aussagen jedoch nicht geben. Unter keinen Umständen sollte man sich selbst behandeln sondern bei entsprechenden Symptomen sofort einen Arzt oder Gesundheitsposten aufsuchen.

Neben den 591 bestätigten Fällen besteht bei weiteren 477 Personen der Verdacht auf eine Infektion mit dem neuen Grippeerreger. Bei weiteren 782 Untersuchungen handelte es sich lediglich um andere Erkältungskrankheiten. Mit einem ersten in Brasilien produzierten Impfstoff gegen den Influenza A (H1N1) rechnet man im zuständigen Institut Butantan für Oktober oder November dieses Jahres. Allerdings ist nicht geplant, die Bevölkerung grossflächig zu immunisieren.

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