Brasiliens Regierung will Schiffs- und Militärschrott in Schutzgebieten versenken

schiffswrack

Die brasilianische Regierung würde gerne Schrott im Meer versenken und in künstliche Riffe verwandeln (Symbolfoto: Pixabay)
Datum: 14. März 2020
Uhrzeit: 12:14 Uhr
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Brasilien will Schiffwracks und Militärschrott in künstliche Korallenriffe verwandeln. Die Rede ist von 128 Punkten entlang der Küste Brasiliens, an denen die Altwaren versenkt werden sollen. Genehmigungsverfahren seitens der Umweltbehörde sind dafür nicht vorgesehen.

So wie es aussieht, laufen die Vorbereitungen für das fragwürdige Vorhaben bereits seit Monaten. Im Juni vergangenen Jahres hat die Umweltbehörde Ibama die von ihr 2009 erlassenen Normen für die Anlage künstlicher Korallenriffs einfach aufgehoben. Neue Regelungen hat sie nicht definiert.

Nur einen Monat später hat das zum Umweltministerium gehörende Sekretariat für Öko-Tourismus einen Natinalplan für künstliche Korallenriffe vorgelegt. Bei dem ging es unter anderem darum, herauszufinden welche Schiffe, Flugzeuge und Fahrzeuge verwendet werden könnten. In der Antwort vom Militär wird dazu auf ausrangierte Flugabwehrgeschütze und gepanzerte Fahrzeuge mit Raketenrampen verwiesen.

Mittlerweile scheinen 73 Punkte für die Versenkung des Schrotts schon festgelegt zu sein. Die meisten von ihnen liegen in touristischen Regionen und in Schutzgebieten.

Nicht Halt gemacht wird auch vor dem Nationalpark Fernando de Noronha, dessen 21 Inseln und natürliche Korallenriffe von der Unesco als Weltnaturerbe und Biosphärenreservat anerkannt sind.
Allein dort sind acht Stellen für die Anlage künstlicher Korallenriffe vorgesehen. Erlaubt werden soll ebenso das Sportangeln und die Anlage von großen Kreuzfahrtschiffen.

Experten befürchten, dass dies das Aus für das sensible Archipel bedeuten könnte. Aber auch für die anderen Stellen der geplanten Schrott-Versenkungen, um Korallenriffe zur Ankurbelung des Öko-Tourismus zu schaffen, sehen sie Rot. Sie verweisen auf mögliche Schadstoffe in Farben, Reste von Altöl und ebenso auf die Verbreitung von Invasoren wie der Sonnenkoralle. Letztere kolonisiert verstärkt künstliche Korallenriffe.

Kritik gibt es aber auch dazu, dass Wissenschaftler, Experten und Vertreter betroffener Regionen außen vor geblieben sind. Der Präsident des brasilianischen Tourismusunternehmens Embratur und Senator Flávio Bolsonaro (Sohn des ultrarechten präsidenten Jair Bolsonaro) haben vielmehr lediglich die gefallene Entscheidung über die sozialen Netzwerke angekündigt.

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