Brasilien klärt nur ein Drittel seines Abwassers

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Immer mehr Bürger fordern eine stärkere Wiederaufbereitung von Abwasser (Foto: Tânia Rêgo/ Agência Brasil)
Datum: 02. Mai 2015
Uhrzeit: 16:42 Uhr
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Wird der aktuelle Rhythmus eingehalten, kann es in Brasilien noch über ein Jahrhundert dauern, bis zumindest sämtlichen grösseren Städte und Siedlungen an die Abwasserkanalisation und Kläranlagen angeschlossen sind. Zu dem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Institutes „Trata Brasil“. Nach dieser hatten im Jahr 2013 etwa 61 Prozent der Bevölkerung keinerlei Zugang zu einem Abwassersystem.

Vor allem im Norden des Landes besteht ein extremer Aufholbedarf. Dort werden 82 Prozent des Abwassers nicht geklärt. Im Süden Brasiliens sind es 60 Prozent. Lediglich der zentrale Westen weist eine Anschlußrate von 70 Prozent auf, womit allerdings immer noch 30 Prozent Abwasser ohne jegliche Behandlung in die Natur gelangen. Selbst die 16-Millionenstadt São Paulo macht kein gutes Bild. Lediglich 51 Prozent des Abwassers werden in der Megametropole kanalisiert und behandelt. Die Studie zeigt zudem, dass es nach wie vor Gemeinden und Städte gibt, in denen keinerlei Kanalisation vorhanden ist. Das gilt auch für Porto Velho, der Hauptstadt Rondônias.

Von den hundert größten Städten Brasiliens mit ihren 80 Millionen Einwohnern weisen lediglich acht Prozent ein ausreichendes Klärsystem auf. Aber selbst dort, wo Abwasser gesammelt wird, bedeutet dies nicht, dass dieses auch ausreichend geklärt wird. Nur 48,6 Prozent der Bevölkerung ist an die Kanalisation angeschlossen. Von dem gesammelten Wasser geklärt werden allerdings lediglich 39 Prozent. Nach Angaben des Institutes Trata Brasil werden täglich 5.000 olympische Schwimmbecken voll mit unbehandeltem Abwasser einfach in die Natur entlassen.

Investiert hat das Land 2013 umgerechnet etwa drei Milliarden Euro in die Kanalisation und die Trinkwasserversorgung. Die Hälfte des Geldes ging dabei an die hundert größten Städte Brasiliens. Auch wenn dies das größte Investitionsvolumen seit 2007 war, halten die Experten es für viel zu gering. Selbst nach dem nationalen Plan zur Wasserversorgung und Entsorgung müssten in 20 Jahren mindestens 100 Milliarden Euro investiert werden.

Abgesehen von den hundert untersuchten Städten wird in vielen Regionen Brasiliens, in Vorstädten, kleineren Gemeinden und Favelas das Schmutzwasser aus den Haushalten häufig einfach in Flüsse und Bäche eingeleitet. Weit verbreitet sind zudem Versatz- und Sickergruben, die ohne jeglichen Grundwasserschutz erstellt werden.

Etwas besser sieht es bei der Bereitstellung von Trinkwasser aus. Allerdings müssen nach wie vor 35 Millionen Brasilianer auf sauberes und behandeltes Trinkwasser verzichten.

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