Für Diskussionen sorgt in Brasilien derzeit der Einsatz von Cannabidiol zur Behandlung von schweren Krankheiten. Das Medikament wird aus der Pflanze Cannabis sativa hergestellt, das ebenso die Grundlage für Haschisch ist und deshalb dem strengen Drogengesetz Brasiliens unterliegt. Sowohl der Ärzterat als auch Rat für Drogenpolitik diskutieren derzeit jedoch die Legalisierung eines medizinischen Einsatzes, etwa bei Krankheiten mit Konvulsionen wie bei der Epilepsie.
Auslöser der Diskussion war unter anderem eine Fernsehreportage einer Familie, die illegal Cannabidiol aus den USA einführte, um damit die Epilepsieanfälle ihrer Tochter zu behandeln. Nach etlichen bürokratischen Hürden und einer Anklage wegen Drogenhandels war der Familie die Einfuhr schließlich doch genehmigt worden. Mittlerweile importieren nahezu 170 Brasilianer das Medikament, das keinerlei Nebenwirkungen haben soll. Von Behörden, Politikern und selbst Ärzten wird dies jedoch noch skeptisch betrachtet.
Laut Gesetz darf in Brasilien weder Marihuana noch Hanf angebaut, weiterverarbeitet, verkauft oder medizinisch getestet werden. Vor Kurzem wurde jedoch einigen Patienten per Gericht der Einsatz von Cannabidiol unter strikten Auflagen gewährt. Wer das Medikament einführen will, benötigt neben einem ärztlichen Attest eine Genehmigung der staatlichen Aufsichtsbehörde Anvisa. Selbst damit kann sich die Zollabfertigung jedoch über Wochen hinziehen. Hinzu kommen Zollgebühren und Steuern von mindestens 60 Prozent, die das Medikament, das aus eigener Tasche bezahlt werden muss, noch verteuern.
Ein weiteres Problem ist die Verschreibungspflicht. Ärzte die derzeit Cannabidiol verschreiben, bewegen sich in der Grauzone, da es als Droge eingestuft ist. Bisher ist die Verschreibung des Medikamentes lediglich im Bundesstaat São Paulo vom dortigen medizinischen Rat genehmigt genehmigt worden. Immerhin hat vor Kurzem nun auch der Bundesrat der Mediziner eine Genehmigung für alle Ärzte Brasiliens signalisiert. Noch offen ist indes die Stellungnahme des Rates für die Drogenpolitik. Mediziner und Eltern von Kindern mit Epilepsie-Erkrankungen haben dort bereits vorgesprochen und eine Legalisierung gefordert. Sowohl in schweren Fällen von Autismus als auch bei Erkrankungen mit Konvulsionen habe der Einsatz von Cannabis-Derivaten nicht nur den Gesundheitszustand, sondern ebenso die Lebensqualität der Patienten erheblich verbessert, wie sie berichteten.