Ausbleibende Regenfälle im Norden Brasiliens sowie der ständig sinkende Wasserstand der Flüsse in der Amazonasregion könnten bereits in Kürze grosse Schäden in der dort ansässigen Landwirtschaft verursachen. Viele Waren können derzeit nicht mehr schnell genug zu den Märkten transportiert werden und drohen zu verderben. Zudem sorgen steigende Transportkosten für hohe Preise. In 10 Gemeinden des Bundesstaates Amazonas wurde aufgrund der prekären Situation der Alarmzustand ausgerufen.
Viele Dörfer entlang der nun extrem seichten oder teilweise völlig ausgetrockneten Flüsse können mit normalen Booten nicht mehr angesteuert werden und sind damit faktisch von der Außenwelt abgeschnitten. In einigen Bezirken steht lediglich noch eine immer schmäler werdende Fahrrinne zur Verfügung, die Ufer sind ausschliesslich mit kleinen Kanus zu erreichen. Täglich steigt jedoch auch hier die Gefahr, dass die Handels- und Transportschiffe auf Grund laufen.
In Manicoré warten daher bei rund 20 Produzenten rund 300.000 Früchte auf den Abtransport. Die derzeit horrenden Transportkosten machen beispielsweise die Melonen preislich so unattraktiv, dass die Bauern sie nicht auf den Markt bringen. Denn entweder würden sie aufgrund des hohen Preises nicht verkauft, oder man würde nichts daran verdienen, so ein Landwirt im brasilianischen Fernsehen.
Die niedrigen Wasserstände beeinträchtigen auch die derzeit laufende Volkszählung und Bürgerbefragung „Censo 2010“. In Manaquiri im tiefen Regenwald wurde die Zählung zwar vorgezogen, die Mitarbeiter müssen nun jedoch weitere Strecken zwischen den verstreut liegenden Häusern und Höfen entlang der Flüsse per Fuss zurücklegen.
Bereits vor Wochen klagten die Menschen in Peru über den ständig sinkenden Wasserstand des Amazonas. Die Effekte sind mittlerweile auch in Manaus, der Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas in Brasilien zu spüren. Während der Rio Solimões – so die Bezeichnung des Amazonas ab der brasilianischen Grenze bis zum Zusammenfluss mit dem Rio Negro – schon deutlich an Kraft verloren hat, fließt im Rio Negro ebenfalls immer weniger Wasser zum “Encontro das Águas” in der Nähe der Regenwald-Metropole. Hier sinkt der Pegel des Rio Negro derzeit um rund 20 Zentimeter täglich.
Foto: Rodrigo Baleia – Greenpeace/Divulgação