Noch immer sind viele Tiere und Pflanzen im undurchdringlichen Dschungel des amazonischen Regenwaldes in Brasilien unentdeckt. Seit Jahrzehnten beschäftigen sich jedoch die Wissenschaftler ausgiebig mit der faszinierenden Flora und Fauna des unvergleichlichen Ökosystems und katalogisieren nach und nach neue Spezies. Eine Ausstellung in Belém im Bundesstaat Pará hat die Neuentdeckungen der vergangenen Jahre nun erstmalig breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
Das Museums Emílio Goeldi hatte in den vergangenen Wochen im Rahmen einer Wissenschaftsmesse mit grossem Aufwand rund 90 neue Tierarten in Fotografien und Videoaufnahmen dokumentiert, allesamt Neuentdeckungen im 21. Jahrhundert. Die Zahlen und Daten der neuen Spezies waren bislang ausschliesslich in Fachzeitschriften publiziert worden, nun wurden die Erkenntnisse für den Laien aufbereitet. Laut den Verantwortlichen soll dadurch die ausserordentliche Vielfalt im Regenwald der Bevölkerung vermittelt werden, die es nach wie vor zu schützen gilt.
Hauptattraktion war vor allem ein kleines bislang unbekannte Affenart mit dem wissenschaftlichen Namen „Mico rondoni“. Sie wurde am Jamari-Fluss im Bundesstaat Rondônia entdeckt, wo sie in einer extrem abgelegenen und schwer zugänglichen Region heimisch ist. Aber auch die neu entdeckte Spinnenart „Megaphobema teceae“ sorgte für Aufsehen. Sie lebt sogar in urbanen Gegenden, wurde jedoch aufgrund fehlender wissenschaftlicher Forschung nie exakt identifiziert. Sie stammt aus der Grenzregion zwischen den Bundesstaaten Pará und Amazonas.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass im Regenwald Amazoniens in Brasilien mehr als die Hälfte aller an Land lebenden Pflanzen- und Tierarten vorkommen. Über 400 Säugetierarten wurden bislang gezählt, bis zu 300 Baumarten kann es je Hektar Wald geben. Und in jedem Baum können bis zu 70 Ameisenarten leben. Zudem dient der tropische immergrüne Dschungel als Lebensraum für über 8.000 Vorgelarten, im Amazonas-Fluss leben mehr als 1.500 Fischarten. Für die Forscher sind diese Daten jedoch nur die Spitze des Eisberges. Zehntausende Spezies warten nach Meinung der Forscher weiterhin auf ihre „Entdeckung“.
Foto: Divulgação/ Museu Goeldi