Die Überschwemmungen im Nordosten Brasiliens haben mindestens 45 Menschen das Leben gekostet. Wie der Zivilschutz am späten Donnerstagabend Ortszeit mitteilte, wurden im Bundesstaat Pernambuco bislang 16 Tote geborgen, in Alagaos stieg die Zahl auf 29. Über 600 Menschen werden noch vermisst, die Rettungskräfte gehen vielen weiteren Todesopfern aus.
Insgesamt 54 Städte und Gemeinden sind den beiden Bundesstaaten von den Überschwemmungen betroffen. In einigen Zonen wurden komplette Dörfer weggespült, vielerorts stehen entlang der Flüsse nur noch die Grundmauern der Häuser. Auch Strassen, Brücken und Eisenbahntrassen wurden von den Naturgewalten weggerissen, manche Orte sind derzeit nur aus der Luft erreichbar. Militär und Zivilschutz sind rund um die Uhr im Einsatz, um dringend benötigte Hilfslieferungen in das Katastrophengebiet zu bringen.
Insgesamt 181.000 Menschen sind direkt vom Hochwasser betroffen, über 70.000 Menschen sind obdachlos. In 30 Städten wurde der Notstand ausgerufen, 15 Gemeinden wurden zum Katastrophengebiet erklärt. Vielerorts fehlt Strom und Trinkwasser, auch die Kommunikationsverbindungen sind zusammengebrochen. 43 Schulen in den am stärksten betroffenen Gemeinden in Pernambuco sowie im gesamten Bundesstaat Alagoas wurden die Winterferien vorverlegt.
Am Mittwoch machte sich der brasilianische Aussenminister Celso Amorim vor Ort ein Bild von der Lage, am Donnerstag wird Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva ebenfalls ins Katastrophengebiet reisen. Die Regierung in Brasília hat den zwei Bundesstaaten sowie den betroffenen Städten und Gemeinden mittlerweile Beihilfen in Millionenhöhe zugesagt. Die Organisation Amerikanischer Staaten OAS, die USA haben Brasilien Unterstützung bei den Rettungs- und Aufbauarbeiten angeboten. Die venezolanische Staatspräsident Hugo Chávez hat zudem in einer offiziellen Not den Familien der Opfer sein Beleid über den Verlust ausgesprochen.
Nach tagelangen Regenfällen rollte am vergangenen Wochenende eine gigantische Flutwelle die Flüsse Mundau, Jacuipe und Paraiba hinauf. Anwohner sprachen von einer Situation wie bei einem Tsunami, die Verwüstungen sind kaum zu beschreiben. Der Gouverneur von Alagoas, Teotônio Vilela Filho (PSDB), verglich die Zerstörungen nach dem Hochwasser mit der Tragödie in Haiti. Einige Dörfer sähen so aus, als habe eine Atombombe eingeschlagen.