Die brasilianische Justiz ermittelt gegen den diesjährigen Sieger der Sambaparaden in Rio de Janeiro. Dem 13-fachen Champion Beija-Flor wird vorgeworfen, vom Diktator Äquatorialguineas umgerechnet etwa 3,3 Millionen Euro für den diesjährigen Auftritt im Sambódromo erhalten zu haben. Kritiker stellen indes insgesamt das Finanzierungssystem des berühmten Karnevals in Rio de Janeiro in Frage.
Kurz nachdem der Sieg der Sambaschule Beija-Flor feststand, sagte Präsident Farid Abraão David unter Tränen, dass das Thema nichts mit der Diktatur Äquatorialguineas zu tun habe. Vielmehr sei es die Geschichte seines Volkes, seiner Schule gewesen, só Farid Abraão David, der auf die afrikanischen Wurzeln großer Teile der brasilianischen Bevölkerung verwies. Dass bei den Sambaparaden „Mutter Afrika“ geehrt wird, ist keine Seltenheit. Für Empörung sorgt jedoch die offensichtliche Nähe zu Präsident Teodoro Obiang Nguema Mbasogo, der eine lange Liste von Menschenrechtsverletzungen auf seinem Konto vereint. Kritik hatte es im Vorfeld deshalb ebenso von Amnesty International gehagelt.
Dabei ist er keineswegs der erste umstrittene Staatschef, der bei den Karnevalsparaden Beachtung fand. Im Jahr 2006 soll die Sambaschule Vila Isabel Öldollar des damaligen venezuelanischen Präsidenten Hugo Cháves erhalten haben, um die Schule zur Revolution Bolivariana tanzen zu lassen.
Am Donnerstag (19.) soll die Regierung Äquatorialguineas eine Finanzierung der Sambaschule verneint haben. Das Geld stamme vielmehr von Unternehmen, die in Brasilien tätig seien. Eins der genannten großen Unternehmen streitet dies indes vehement ab.
Präsent war bei den Paraden auf der Avenida Marquês do Sapucaí ebenso der Sohn des Diktators. Gegen Teodoro Nguema Obiang Mngue ermittelt das brasilianische Staatsministerium seit 2013 wegen Geldwäsche. Teodorín, der auch Vize-Präsident des afrikanischen Landes ist, soll in Brasilien mehrere Luxusimmobilien und einen Fuhrpark besitzen, dessen Wert auf zehn Millionen Euro geschätzt wird.
Für Aufregung sorgte auch die Aussage des Samba-Interpreten der Beija-Flor. In einem Radiointerview unterstellte er, dass der Karneval Rio de Janeiros mit „schmutzigem Geld“ finanziert werde. Andererseits wird kein Hehl daraus gemacht, dass die Geschichte des brasilianischen Karnevals eng mit den Herren des verbotenen Glücksspiels „jogo do bicho“ verunden ist, die Talente der Favelas und Sambaschulen finanziert und so ihre Reputation sauber gewaschen haben. Einig sind sich die Experten indes, dass es kaum möglich ist, die riesigen Produktionen mit teilweise über 4.000 Teilnehmern und Allegorien im Broadway-Stil aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Die Kosten für eine der Sambaparaden der Eliteschulen schätzen sie auf umgerechnet fünf Millionen Euro. Finanziert werden sie durch die Einnahmen aus Bildrechten, Eintrittsgeldern des Sambódromo, städtischen Zuschüssen sowie von Förderern und diversen Sponsoren.